Wer Igeln langfristig im eigenen Garten ein Zuhause bieten möchte, muss für den notwendigen Lebensraum sorgen. Denn nur so können die Tiere auf Dauer genügend Nahrung finden. Ideale Igelgärten sind naturnah gestaltet und bewirtschaftet. Sie bestehen aus vielen Naturelementen wie Hecken, einem Teich mit flachem Uferbereich, Obstbäumen, einer Steinmauer oder einer artenreichen Wiese. Die meisten Ziersträuche sind für die heimische Tierwelt wertlos. Auf den heimischen Gewächsen tummeln sich Insekten und Spinnen, so dass Igel einen reich gedeckten Tisch finden. Ganz oben auf ihrem Speiseplan stehen Schnecken, Raupen und Mäuse. Damit Igel im Hebst genug Nahrung finden können muss auf chemische Bekämpfungsmittel verzichtet werden.
Neben Haufen aus Laub, Ästen und Grünschnitt, fühlen sich Igel auch in künstlichen Behausungen wohl. Die sogenannten "Igelburg" kann entweder mit Hilfe einer Bauanleitung selbst gebaut oder schon fertig im Handel erworben werden.
Igel stehen unter Naturschutz und dürfen nicht ohne Grund eingefangen werden. Nur, wenn sie wirklich verletzt, hilflos oder verwaist sind, können sie übergangsweise aufgenommen werden. Doch hier gilt: die Hilfe muss artgerecht und fachkundig bei einer erfahrenen Igelbetreuung mit Unterstützung erfahrener Tierärzte erfolgen.
Bitte suchen Sie sich beim Fund eines hilfebdürftigen Igels immer professionelle Hilfe!
Igeljunge (<300 g)
→ Im Zweifelsfall das Nest und seine Umgebung ein paar Stunden beobachten. Sind die Jungtiere wirklich verwaist?
→ unmittelbar Auffangstation kontaktieren, wenn: Igelkinder umhertorkeln, sehr schwach wirken oder von Fliegen befallen sind
→ wenn Sie einen toten erwachsenen Igel in der Umgebung gefunden haben, schauen Sie ob er gesäugt haben könnte
→ bei unterkühlten Igeljungen fühlt sich die Bauchseite deutlich kälter an als die eigene Hand
→ ab 300 g sind Igelkinder selbstständig, ab 400 g können sie ausgewildert werden
Kranke/verletzte Igel
→ suchen auch tagsüber Futter (evtl. abgemagert), haben einen unsicheren Gang oder liegen apathisch und rollen sich kaum noch ein
→ sind von Fliegen befallen
→ kranke Igel nicht mit säugenden Igelmüttern verwechseln, die ebenfalls tagsüber auf Futtersuche gehen
Igel, die nach Wintereinbruch draußen herumlaufen
→ kranke und schwache Alttiere
→ spätgeborene Jungtiere, die sich noch kein ausreichendes Fettpolster anfressen konnten (< 500 g: in erfahrene Igelbetreuung zur Überwinterung bringen)
→ zu milde Temperaturen: Igel kehrt bei sinkenden Temperaturen selbstständig zurück ins Winterquartier (kein Handlungsbedarf)
Grundsätzlich sollen Igel im Garten nicht gefüttert werden. Nur in Ausnahmefällen sollte als Erste-Hilfe-Maßnahme Futter für schwache Igel angeboten werden, damit sie sich die notwendigen Fettpolster anfressen können. Dies ist aber nicht der Regelfall!
Erste-Hilfe-Maßnahmen sind in der Regel im Spätherbst erforderlich, wenn es schon kalt ist und kaum noch Futtertiere vorhanden sind. Grundsätzlich tritt dieser Fall nicht vor Mitte Oktober ein. Treffen Sie in dieser Zeit auf einen Igel, achten sie auf folgende Merkmale:
Kleinen Igel im Spätherbst gefunden (ab ca. Mitte Oktober)
→ < 300 g: zur Überwinterung in erfahrene Igelbetreuung geben)
→ 300 - 500 g: Ausnahmefall der Zufütterung - Igel im Garten zufüttern (geeignetes Igelfutter, siehe unten)
→ > 500 g: keine Maßnahme notwendig
Wenn eine Zufütterung notwendig ist, bieten Sie hochwertiges Katzenfutter mit mindestens 70% Fleischanteil an. Auch kurz angebratenes Rinderhackfleisch (niemals roh!) mit Igeltrockenfutter oder Haferflocken vermischt, kann verwendet werden. Ebenso geeignet ist gestocktes Rührei. Natürlich darf das Futter nicht gewürzt werden.
Auf keinen Fall dürfen Milch, Speisereste und Obst verfüttert werden!
Normalerweise dauert der Winterschlaf bei Igeln von November bis März. Je nach Witterung und Höhenlage kann es aber zu Abweichungen kommen.
Bis zum Beginn des Winterschlafs müssen sich Igel eine Fettreserve zulegen, von der sie im Winter zehren können. Sie benötigen außerdem einen warmen ungestörten Ort für die Überwinterung. Entfernen Sie deswegen ihr Laub nicht vollständig, sondern legen Sie Ecken mit Totholz und Laubhaufen an, die bis zum Frühjahr als Quartier genutzt werden können.
Gelegentlich kann es vorkommen, dass Igel bei sehr milden Temperaturen aus dem Winterschlaf erwachen. Bei im Winter gesichteten Igeln besteht nur Handlungsbedarf, wenn die Temperaturen im Minusbereich liegen oder der Igel krank, verletzt oder sehr geschwächt ist. Gesunde Igel ziehen sich selbstständig zurück in ihr Winterschlafnest, wenn die Temperaturen wieder fallen.
Potenzielle Überwinterungsquartiere sollen im Winter vom Menschen gemieden werden, damit überwinternde Igel nicht gestört werden. Wenn versehentlich ein schlafender Igel aufgedeckt wird, kann das Winterschlafnest einfach sorgfältig wieder zugedeckt werden. Oft erwachen die Igel dann gar nicht erst. Wenn der Igel aus unvermeidbaren Gründen keinesfalls in seinem Nest bleiben kann, muss er vorsichtig an einen neuen, vorher vorbereiteten, Schlafplatz gebracht werden. Dies darf aber nur im äußersten Notfall passieren. Igel sind normalerweise immer an ihren selbst auserwählten Plätzen am besten aufgehoben.
Für weitere Informationen zum Igel empfehlen wir Ihnen die ausführliche NABU-Broschüre "Der Igel - Artenschutz vor der Haustür". Die Broschüre ist in der NABU-Regionalgeschäftsstelle Südost-Niedersachsen erhältlich.