Veranwortungsvoller Umgang mit verletzten und verwaisten Wildtieren

Junge Amseln, Foto: NABU/Sabine Teufl
Junge Amseln, Foto: NABU/Sabine Teufl

Der NABU Südost-Niedersachsen appelliert an die Bevölkerung verantwortungsbewusst mit aufgefundenen Wildtieren umzugehen. Denn nicht jedes Tier, das auf den ersten Blick hilflos wirkt, ist wirklich auf menschliche Hilfe angewiesen. 

 

Vor allem im Frühling und Sommer kommt es häufig vor, dass Jungtiere aus der Natur entnommen werden, obwohl sie gesund sind und von ihren Eltern versorgt werden. Aktuell verlassen viele Jungvögel ihre Nester. Für die kleinen Vögel ist es in der Regel am besten, wenn man sie an Ort und Stelle in der freien Natur lässt. Denn meist hat man es nicht mit verlassenen, verletzten oder geschwächten Tieren zu tun, sondern mit gesunden Jungvögeln, die auch außerhalb des Nests von den Altvögeln versorgt werden, während sie ihre ersten unbeholfenen Flugversuche wagen. Nimmt man sie mit, trennt man sie von ihren Eltern. Die Aufzucht von Menschenhand ist nur selten langfristig erfolgreich. Schließlich gilt es den Vogelnachwuchs nicht nur zu füttern, sondern auch zu prägen und zu ‚erziehen‘ – und das kann kein Mensch so gut wie die Vogeleltern.  


In akuten Gefahrensituationen kann man Jungvögel einige Meter weit umsetzen, etwa von der Straße in den Grünstreifen daneben. Noch nackte Jungvögel sollten möglichst vorsichtig ins Nest zurückgesetzt werden. Die Vögel stören sich nicht am menschlichen Geruch. Jungvögel werden daher auch nach dem Umsetzen wieder von den Alttieren angenommen und versorgt.  
Ganz anders sieht es bei Säugetieren aus. Wer zum Beispiel einen jungen Feldhasen, ein Rehkitz oder sogar eine kleine Wildkatze findet,
sollte unbedingt Abstand bewahren und sich von ihnen entfernen, damit die Mutter sich nicht gestört fühlt und zu den Kleinen zurückkehrt. Die Mutter hält sich nicht immer in unmittelbarer Nähe auf, sodass man Jungtiere durchaus allein antreffen kann. Dies heißt nicht sofort, dass sie verwaist sind. Keinesfalls dürfen diese Jungtiere angefasst oder sogar eingefangen werden. Hatte ein Jungtier Menschenkontakt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es von der Mutter verstoßen wird, wenn sie zurückkehrt. Dies kann für das Jungtier fatale Folgen haben.


Die Aufzucht durch den Menschen birgt große Risiken. Wildtiere haben selbst in fachkundigen Händen eine geringere Überlebenschance als in der Natur. Nur wenn ein Tier nachweislich verwaist, verletzt oder hilflos ist, darf es der Natur entnommen werden und ist auf menschliche Hilfe angewiesen. Hierbei muss aber immer auf fachkundige Hilfe gesetzt werden. Privatpersonen sollten niemals eigenmächtig ein Tier aufnehmen.

Für diesen Hausrotschwanz, der unbedacht vor der Haustür eines NABU-Mitglieds ablegt wurde, kam jede Hilfe zu spät.
Für diesen Hausrotschwanz, der unbedacht vor der Haustür eines NABU-Mitglieds ablegt wurde, kam jede Hilfe zu spät.

Leider kommt es häufig vor, dass Wildtiere unbedacht eingesammelt werden, ohne dass Finder*innen die Verantwortung übernehmen wollen. Jungvögel an heißen Sommertagen in einem Karton vor der Haustür von ehrenamtlichen NABU-Mitgliedern oder Büros von Naturschutzorganisationen abzusetzen, verschlimmert den Leidesweg der Tiere ungemein.
Wer ein Wildtier findet, das offensichtlich Hilfe benötigt, sollte die Untere Naturschutzbehörde oder eine anerkannte Betreuungsstation kontaktieren. Für Wildtiere, die unter das Jagdrecht fallen, ist der Jagdpächter zuständig. Dieser kann auch über die örtliche Polizei erfragt werden. Hilfe bei der Kontaktvermittlung können auch oft die lokalen Naturschutzverbände leisten.  

 

Als anerkannte Betreuungsstation nimmt das NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde Wildtiere in Not auf. Sollte ein Tier schwer verletzt sein, muss es schnellstmöglich von einem Tierarzt behandelt werden. 

 

Ein Teil des Nachwuchses fällt dennoch oft natürlichen Feinden zum Opfer. Diese Verluste sind jedoch evolutionär ‚eingeplant‘: Die Tiere sorgen für ausreichend Nachwuchs, um den Bestand zu erhalten. Problematisch wird es dann, wenn zusätzlich zu den natürlichen Verlusten von uns Menschen verursachte Bestandsrückgänge hinzukommen. Umso wichtiger sei es, die Lebensräume zu schützen. Dazu können wir alle beitragen. Zum Beispiel indem wir Gärten naturnah gestalten, heimische Sträucher pflanzen und beim Einkaufen die regionale ökologische – und somit auch vogelfreundliche –Landwirtschaft unterstützen. 

 

 

 

Anerkannte Betreuungsstationen in Niedersachsen 

 

Kontakt NABU-Artenschutzzentrum Leiferde