Mit der fortschreitenden Adventszeit rückt auch die Jahreswende näher. Nach zwei Jahren Silvester-Pause durch die Corona-Pandemie wurde bereits im vergangenen Jahr wieder fleißig geböllert und Silvesterfeuerwerk gezündet. So kann davon ausgegangen werden, dass auch dieser Jahreswechsel wieder lautstark mit Raketen, Böllern und Co. begrüßt wird.
Wer ein Haustier besitzt, kennt die Reaktionen von verängstigten Tieren auf Lärm und Lichtblitze bei diesem flächendeckenden Spektakel. Viele Haustiere ziehen sich verschreckt in eine dunkle geschützte Ecke zurück und warten ab, bis die vermeintliche Gefahr vorüber ist.
Wildtiere hingegen sind Licht und Lärm schutzlos ausgeliefert. Besonders in den Wintermonaten, in denen viele Arten Schwierigkeiten haben, ihren Energieverbrauch zu decken, können Stresssituationen lebensbedrohliche Folgen haben. Beobachtungen zeigen, dass aufgeschreckte Vögel in der Silvesternacht ihre Schlafplätze verlassen, stundenlang umherfliegen und teilweise die Orientierung verlieren und mit Freileitungen oder Fensterscheiben kollidieren. Im vergangenen Jahr (Ausgabe 12/2022) veröffentlichte der Falke Ergebnisse einer Studie, die das Verhalten von Vögeln in der Silvesternacht über acht Jahre hinweg genau analysierte. Wissenschaftler untersuchten besenderte Bläss-, Saat-, Kurschnabel- und Weißwangengänse anhand hochaufgelöster GPS-Daten. Die Daten belegen starke Reaktionen der Wildvögel auf das Silvesterfeuerwerk, die noch Tage nach dem Ereignis als Langzeitfolgen in ihrem Verhalten nachweisbar sind.
In ungestörten Nächten rasten Gänse die gesamte Dunkelzeit der Nacht auf einem sicheren Schlafgewässer. In der Silvesternacht wurde von der Mehrheit der Vögel durch die enorme Licht- und Geräuschkulisse weiträumig die Flucht ergriffen. In dieser Nacht ruhten sie weniger und legten deutlich weitere Strecken zurück als in den zuvor dokumentierten Nächten. Ein großer Unterschied zeigte sich auch in der Flughöhe, die um die Jahreswende 100 – 200 m höher gemessen wurde. Das ursprüngliche Schlafgewässer wurde im neuen Jahr von vielen der untersuchten Gänse wochenlang gemieden.
Unter der Knallerei leiden aber nicht nur Tiere. Auch die Natur wird unter Stress gesetzt. Neben dem noch häufig verwendeten Schwarzpulver stecken in den Silvesterfeuerwerken eine unübersichtliche Vielzahl von Stoffen wie Nitrate, Chlorate und Perchlorate der Elemente Natrium, Kalium, Strontium oder Barium, die für die Farbe der Feuerwerkskörper verantwortlich sind. Weitere Bestandteile sind teils hochgiftige Stoffe wie Blei, Arsen, Aluminium, PVC, Schwefel sowie in kleineren Mengen Eisen-, Kupfer-, Titan-, Antimon- und Zinkverbindungen, aber auch viele unbekannte Verbindungen, deren Verbrennungsrückstände leise vom Himmel rieseln. Nach dem Silvesterfeuerwerk gelangt ein Teil dieser Schadstoffe durch Regen oder schmelzenden Schnee in Gewässer und Böden. Die Auswirkungen sind bislang nicht erforscht. Um unsere Böden und Gewässer vor diesen zusätzlichen Belastungen zu schützen und Wild- und Haustiere nicht in Panik zu versetzen, kann jede Einzelperson den Gebrauch von Feuerwerkskörpern einschränken.
Die NABU-Regionalgeschäftsstelle Südost-Niedersachsen appelliert deswegen an alle, denen Natur und Tiere am Herzen liegen, an Silvester auf die Knallerei zu verzichten oder sie zu reduzieren. Nicht nur in Schutzgebieten sowie auf Grünflächen und in Gartenanlagen, sondern auch in den Innenstädten, da sich auch dort auf höheren Bäumen und direkt an Gebäuden Schlaf- und Zufluchtsstätten von Vögeln und anderen Tieren befinden.
Korken zu Silvester nachhaltig knallen lassen
Wer das neue Jahr mit einem Glas Sekt einläuten will, kann Naturkorken in der NABU-Regionalgeschäftsstelle Südost-Niedersachsen, Konrad-Adenauer-Str. 25, 38226 Salzgitter, abgeben. Ab dem 02.01.2024 können Korken zu den Öffnungszeiten (Di. 10 – 12 und 13 – 15 Uhr) oder nach vorheriger telefonischer Absprache unter 05341 3054460 auch außerhalb der Öffnungszeiten abgegeben werden. Echter Kork ist ein wichtiger Rohstoff mit guter Klimabilanz. Die gesammelten Korken werden zu Dämmgranulat recycelt. Der Erlös fließt in den Kranichschutz.